Am 13. Oktober ist Günter Schmidt, Gründungsinitiator und langjähriges Mitglied des Vorstandes der Hachberg-Bibliothek, im Alter von 87 Jahren verstorben.
Geboren wurde Günter Schmidt am 31.10.1937 in Ringsheim. Hier verbrachte er den ersten Teil seiner Kindheit. Später zog die Familie nach Emmendingen um. Er absolvierte ein Studium zum Chemietechniker in Reutlingen und arbeitete über 30 Jahre in der Firma Rhodia in Freiburg, zuletzt als Werksleiter. Seine Ehe mit Astrid Schmidt blieb leider kinderlos; seine Frau verstarb bereits 2015.
Schon immer galt sein besonderes Interesse der Geschichte und Sprache seiner badischen Heimat: Er vertrat als Sprecher den 1953 in Emmendingen gegründeten „Arbeitskreis für Heimatkunde“ in der Öffentlichkeit. Die Idee einer regionalgeschichtlichen Literatursammlung kam ihm, als er einmal zu Besuch in der Hegau-Bibliothek in Singen am Hohentwiel war. Eine Bibliothek, in der man die Region entdecken, erforschen und erleben könnte: das war sein Traum auch für Emmendingen.
Lange Jahre sammelte er unermüdlich und mit hohem finanziellem Aufwand Bücher, Zeitschriften und vor allem auch Kleinstschriften zur Emmendinger Region, dem Hachberger Land und seinen angrenzenden Gebieten. Diese seine Sammlung sollte die Keimzelle für die Hachberg-Bibliothek werden. Unterstützt vom damaligen Oberbürgermeister Ulrich Niemann und dem Kulturamtsleiter Hans-Jörg Jenne wurde die Idee der Gründung des Vereins „Hachberg-Bibliothek“ geboren, dessen Gründungsmitglied er natürlich war. So konnte der inzwischen durch Spenden, Nachlässe und Ankäufe auf Flohmärkten stetig wachsenden Büchersammlung eine festere finanzielle Basis gegeben werden. Nach der Unterbringung im Anwesen Leonhardt, das sich bald als zu klein erwies, konnte Günter Schmidt noch den Umzug „seiner Bücher“ in die Bachstraße 10 erleben. Endlich war auch den Büchern, die er nach wie vor bei sich zu Hause verwahrte, eine Zukunftsperspektive gegeben.
Der „Arbeitskreis Alemannische Heimat Freiburg“ hat Günter Schmidt im Jahre 2011 für vorbildliches ehrenamtliches Engagement mit der Ehrennadel ausgezeichnet. In der Begründung hieß es u.a.: Schon als Jugendlicher durfte er – auf einem Stuhl stehend – Mundartgedichte aufsagen, was immer gut ankam. 1978 trat er der „Muetter-Sproch-Gsellschaft“ Freiburg bei, deren Vorstand er von 1993 bis 2005 angehörte; er beteiligte sich auch an Mundartwettbewerben und Aktionen wie „Mundart in der Schule“. Viel Zeit investierte er für den „Breisgau-Geschichtsverein Schau-ins-Land“ in Freiburg, für die unter Denkmalschutz stehende Ruine Hochburg bei Emmendingen und für das Menton-Museum in Teningen. Er unterstützte als Mitorganisator die Veranstaltungsreihe „850 Jahre Tennenbach“.
Viele Jahre war Günter Schmidt als „Bibliothekswart“ in der Hachberg-Bibliothek für alle Belange der stetig wachsenden Büchersammlung zuständig. Er stand in Kontakt mit allen, die sich von ihren regionalgeschichtlichen Büchern trennen wollten. Klug entschied er, was für „seine Bibliothek“ wichtig war. Und er war ein großer Freund der sachlichen Erschließung der Bestände. Hunderte von Listen fertigte er an, unermüdlich sammelte er Informationen zu „unseren“ Themen. Besonders am Herzen lagen ihm die Arbeit an einer Publikation der erfolgten Erfassung der Kleindenkmale im Kreis Emmendingen, die Auswertung der „Fragebögen zur Sammlung der Volksüberlieferungen“ des Freiburger Badischen Vereins für Volkskunde aus den Jahren 1894/95 sowie die Geschichte des Klosters Tennenbach. Zu diesen und vielen weiteren Themen findet sich in seinem Nachlass umfangreiches Material. Seinen Nachlass hat die Hachberg-Bibliothek mit allen relevanten Büchern und seinen Materialsammlungen übernehmen dürfen.
Dies ist ein Vermächtnis, das wir mit Freuden entgegengenommen haben. Noch in seinem letzten Lebensjahr gab Günter Schmidt uns Gelegenheit, mit ihm zusammen seine Sammlungen zu sichten. Seine besonderen Schätze hat er uns noch persönlich übergeben können.
Wir erinnern uns an Günter Schmidt aber auch als einer Persönlichkeit, die zu erzählen verstand: Aus seinem Leben, aus seinem literarischen Wissen und aus seinen Beobachtungen wusste er immer Neues, manchmal Lustiges, aber auch nachdenklich Stimmendes zu berichten.
Die Großzügigkeit war ein besonderes Merkmal von Günter Schmidt, verbunden mit einer ebenso hohen Bescheidenheit. Wenn es an etwas mangelte, war Günter Schmidt zur Stelle: „Ich mach das schon!“ Durch Günter Schmidts große finanzielle Unterstützung konnte die Hachberg-Bibliothek Leben und Bedeutung gewinnen, ihm verdankt sie ihre Existenz.
Die Hachberg-Bibliothek verliert mit Günter Schmidt den besten Freund und den exzellenten Kenner der Geschichte des Hachberger Landes. Unser tief empfundenes Mitgefühl gilt seiner Familie.
Lieber Günter, Dir gilt unser herzlichster Dank!